Das Komponistenregister des Konzertführers von Attila Csampai und Dietmar Holland aus dem Jahr 2005 ist eng bedruckte achteinhalb Seiten lang und listet geschätzt 500 Namen auf, von denen sich nur gut 50 über eine mehr als dreiseitige Würdigung freuen können. Nicht dass diese Aussage als Kritik verstanden wird: der fast 1400 Seiten lange Führer ist, wie die Frankfurter Rundschau nach seinem Erscheinen zurecht festgestellt hat ´endlich ein brauchbarer Konzertführer`. Er bietet für die Orchester-Literatur nicht zuletzt über ´moderne` Komponisten einen tiefgreifenden Überblick, schafft zugleich einen weitreichenden Einblick in den derzeit gültigen Konzert-Kanon. Womit wir bei einem Problem sind, das kein in seinem Umfang naturgemäß beschränkter Konzertführer lösen kann - und das gilt auch für Instrumental-, Klavier- Kammermusik sowie Lied, nicht jedoch für die Oper (Ulrich Schreibers allseits hoch gelobter, fünfbändiger Führer für Fortgeschrittene deckt die Geschichte des des Musiktheater bis in unser Jahrhundert hinein weitestgehend ab). Auch wenn unser Konzertleben bunter geworden ist, die eigentliche Evolution der klassischen Musik fand in den letzten Jahrzehnten nicht oder zumindest nur bedingt in den Konzertsälen, sondern den Tonstudios der Phonoindustrie unter gütiger Mithilfe des Rundfunks und wohlmeinender Sponsoren statt. In den letzten Jahrzehnten ist eine kaum noch überschaubare Zahl von Aufnahmen von Komponisten erschienen (neben der 100. Gesamteinspielung der Beethoven-Sinfonien, versteht sich), die auch heute noch teilweise als ´Kleinmeister` bezeichnet werden. Ihre Zahl ist ungleich höher als die oben genannten 50.
Dieser Entwicklung möchte diese Webseite begegnen, indem nach und nach eine Reihe der zumindest im Konzertsaal ´vernachlässigten` Komponisten in kompakter, aber dennoch eingehender Form vorgestellt wird. Jeder Artikel beginnt mit einem biografischen Überblick gefolgt von Besprechungen einzelner Werke. Dabei ist weniger absolute Vollständigkeit das erklärte Ziel, als vielmehr eine Art repräsentativer Querschnitt durch das Gesamtwerk des jeweiligen Komponisten. Auf allzu komplizierte harmonische Analysen wird dabei bewusst weitgehend verzichtet, statt dessen sind in die Erläuterungen teilweise Hinweise auf Einspielungen eingestreut, mit deren Hilfe musikalisch-thematische und formale Zusammenhänge und Strukturen hoffentlich besser verfolgt werden können. Dies scheint angesichts der neuen Hörgewohnheiten über zahlreiche digitale Angebote, bei denen im Gegensatz zur traditionellen CD-Ausgabe meist kein ausführliches Beiheft zur Verfügung steht, ein möglicher Weg, den Höreindruck zu vertiefen und vielleicht die Leser in das eigene ´Interesse hineinzuziehen, sie damit anzustecken und so ein gar nicht vorhanden gewesenes, ein ungeahntes Interesse zu creieren, was viel besser lohne, als einem schon bestehenden gefällig zu sein.` (Thomas Mann: Doktor Faustus).
In diesem Sinne: Happy Reading und Listening!
Auf Fragen und Anregungen freue ich mich unter musica@golimbus.com.
Jens Golimbus